Furor in Freiberg

Das Mittelsächsische Theater in Freiberg

Furor von Lutz Hübner und Sarah Nemitz

Premiere am Samstag, 7.3.2020, im BiB, Mittelsächsisches Theater Freiberg

Ein wütender Bürger und ein Politiker treffen aufeinander. Kann daraus eine Unterhaltung werden?
„Politiker rettet Junkie das Leben“ lautet die Schlagzeile, auf die die Boulevardpresse den Unfall verkürzt. Heiko Braubach, Kandidat für das Oberbürgermeisteramt, hat einen unter Drogen stehenden Jugendlichen der ihm vor das Auto gerannt ist– Enno – überfahren und schwer verletzt. Der Politiker wird durch die polizeiliche Untersuchung von Schuld frei gesprochen.

Conny Grotsch, Anton Andreew, Micha Berger; Probenfoto Esther Undisz

Jetzt besucht er Ennos Mutter, um ihr seine Hilfe anzubieten. Braubach gelingt es, das Vertrauen der Mutter zu erringen, sie freut sich über seine Hilfsangebote. Dann taucht Jerome, der ältere Cousin von Enno, Paketbote nach einer Zehn-Stunden-Schicht auf. Er stellt eine hohe Geldforderung an Braubach und schickt Ennos Mutter weg. Doch das Geld ist für ihn nur ein „Gesprächsthema“, damit der Politiker bleibt. Jerome eröffnet eine Generaldebatte über die parallelen Welten des „Lohnsklaven“ eines Subunternehmens und der Welt des Politikers, der an die Eigenverantwortung und die Möglichkeit des Aufstiegs für alle glaubt. Hat Jerome nur seine Chancen vertan, wie Braubach ihm vorwirft? Wer ist verantwortlich dafür, dass etwas so gewaltig schief läuft? Jerome verzweifelt daran, dass „in diesem Land nie jemand Schuld ist“. Das kann doch nicht gerecht sein! Jerome glaubt der Justiz und der „Systempresse“ nichts mehr. Er wähnt sich damit als Teil der Mehrheit der Bevölkerung und denkt, er steht für viele. Und dann sagt Jerome diesen Satz: „Vielleicht brauchen wir einen toten Politiker…“ Das Stück, das ein halbes Jahr vor dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübke in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde, ist von bestürzender Aktualität.

In einem spannenden Duell geben die Autoren beiden Seiten viel Raum, um ihre Lebenswelten und Handlungsräume zu erklären. Ihre Widersprüche treten dabei genauso offen zutage, wie die Manipulationen, die Vorurteile, Rechtfertigungen und die Ratlosigkeit der Figuren. Der Versuch eines Dialogs eskaliert scheinbar unaufhaltsam zur Gewalt.

Regie – Esther Undisz, Ausstattung – Tilo Staudte, Dramaturgie – Matthias Wolf

Es spielen: Heiko Braubach – Michael Berger, Nele Siebold – Conny Grotsch, Jerome Siebold – Anton Andreew

Weitere Termine am 13.3.; 20.3. in Freiberg, 28.3. in Döbeln, 3.4.; 14.4. in Freiberg, 17.4. in Döbeln, 10.5. in Freiberg