Demokratie von unten – szenische Lesung von Esther Undisz, Uraufführung

Daniel Sejourne , Oda Pretzschner und Ensemble, Foto Sebastian Hoppe

Wenn man Menschen fragt, wie sie sich an ihr Jahr ’89 erinnern, hat jeder eine andere Geschichte zu erzählen. Während Eine am 4. Oktober am Hauptbahnhof die eskalierende Gewalt fotografierte, als die Züge aus Prag durch Dresden rollten, bekam ein anderer erst ein paar Tage später mit, dass da etwas passierte. Auf der Bühne im Kleinen Haus traten Schauspieler aus ihren Rollen heraus, während andere in Kirchenkreisen lernten, Politik und Gesellschaft zu hinterfragen. Einer lief auf der Prager Straße mit um zu gucken, was da los ist, ein anderer hatte die Aufgabe, die Laufenden dort aufzuhalten. Während sich ein Kaplan um Kirchenbesetzer kümmerte, saßen friedliche Demonstranten schon im Gefangenentransport nach Bautzen. Eine war am 7. Oktober in Schwante Mitbegründerin der sozialdemokratischen Partei der DDR, ein anderer löste wenige Wochen später zusammen mit drei Mitstreitern innerhalb von einer Woche den Kreisvorstand der CDU ab und wurde Oberbürgermeister. Einer ging freundlich auf bewaffnete Polizisten zu, um das Gespräch zu suchen, und ein Polizist hielt das für eine vernünftige Idee. Während die einen nicht glauben konnten, dass die Mauer gefallen war, freuten sich andere, die Berliner Mauer von West nach Ost zu überwinden, um endlich wieder nach Dresden zu kommen. Einer meldete mit klopfendem Herzen eine Demonstration vor der Stasizentrale an, während ein anderer ohne Furcht mit seinen Kindern zur Stürmung auf den Geheimdienst der DDR ging.

Auf der Basis von Gesprächen und Interviews ist eine Collage aus Texten, Videos, Musik und Clownsszenen entstanden, die den vielfältigen Geschichten des Herbstes ’89 in Dresden nachspürt. Menschen aus unterschiedlichen beruflichen, kulturellen und sozialen Zusammenhängen melden sich zu Wort.

Es lesen und spielen: Susanne Altmann, Thomas Förster, Benno Fritz, Mario Göpfert, Silke Körner, Jens Nitsche, Frank Richter, Michael Schaarschmidt, Dr. Herbert Wagner und Oda Pretzschner, Daniel Séjourné

Regie – Esther Undisz; Ausstattung – Katja Turtl; Dramaturgie – Christine Besier

Premiere am Sonntag, 2. Juni 2019, 19 Uhr im Kleinen Haus des Staatsschauspiel Dresden, Glacisstraße 28, 01099 Dresden

Weitere Vorstellungen am Samstag 8.6., 19.30 Uhr, Sonntag 16.6., 19 Uhr und Mittwoch, 26.6., 19.30 Uhr

Karten: https://www.staatsschauspiel-dresden.de/

Inszenierungsfotos von Sebastian Hoppe